Die Äthiopische Revolution von 1974: Ein Wendepunkt für die Hornnation, der zur Absetzung des Kaisers Haile Selassie III. führte und einen Übergang zu einem sozialistischen Staat markierte
Die Äthiopische Revolution von 1974, ein Wirbelsturm des Wandels, der das Land tiefgreifend prägte, steht als Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens. Dieser politische Erdbeben löste die jahrhundertealte Monarchie ab und ebnete den Weg für einen sozialistischen Staat unter der Führung der Derg, einer Militärjunta.
Um dieses komplexe historische Ereignis zu verstehen, müssen wir zunächst den Kontext betrachten. In den frühen 1970er Jahren befanden sich Äthiopien wie viele andere afrikanische Nationen inmitten eines Umbruchs. Die Unabhängigkeit hatte neue Hoffnungen geweckt, doch die soziale und wirtschaftliche Realität für große Teile der Bevölkerung blieb hart.
Die Ungleichheit war weit verbreitet, während die politische Macht zentralisiert in den Händen von Kaiser Haile Selassie III. lag. Selassie, obwohl ein Symbol des Pan-Afrikanismus und einer international respektierten Figur, hatte mit zunehmender Kritik zu kämpfen. Seine Herrschaft galt als autoritär, und viele sahen in ihm einen Herrscher, der vom Volk zunehmend isoliert war.
Hinzu kam eine Dürre von beispiellosem Ausmaß, die Äthiopien zwischen 1972 und 1974 heimsuchte. Hunderttausende Menschen verhungerten, während Selassies Regierung als unzureichend und unfähig dargestellt wurde, wirksam auf die Katastrophe zu reagieren. Diese humanitäre Krise trug maßgeblich zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung bei und schürte den Wunsch nach Veränderung.
Im Februar 1974 brach in Addis Abeba ein Aufstand von Studenten und Soldaten aus. Die Proteste richteten sich gegen die Regierung Selassies, die sie für korrupt und unzureichend verantwortlich machten. Die Armee, zunächst zögernd, schloss sich der Bewegung an, als die Demonstrationen immer heftiger wurden.
Am 12. September 1974 übernahm die Derg – ein militärischer Rat – die Macht. Selassies Herrschaft endete abrupt, und der Kaiser wurde unter Hausarrest gestellt, bevor er im August 1975 unter mysteriösen Umständen starb.
Die Revolution von 1974 markierte den Beginn einer neuen Ära für Äthiopien. Die Derg proklamierten einen sozialistischen Staat und führten tiefgreifende Reformen durch:
- Landreform: Großgrundbesitzer wurden enteignet, ihr Land an die Bauern verteilt.
- Nationalisierung: Unternehmen und Banken gingen in staatliche Hand über.
Diese Maßnahmen sollten den Sozialismus stärken und eine gerechtere Gesellschaft schaffen. Doch die Realität sah anders aus. Die Derg-Regierung wurde zunehmend autoritär. Menschenrechtsverletzungen wurden zur Norm, politische Opposition wurde brutal unterdrückt.
Die Revolution von 1974 hatte weitreichende Folgen für Äthiopien:
- Politische Instabilität: Der Übergang zu einem sozialistischen Regime war von gewalttätigen Konflikten und politischen Repressionen geprägt.
- Wirtschaftliche Herausforderungen: Die Nationalisierung der Wirtschaft führte zu Ineffizienz und einer Verschlechterung der Wirtschaftslage.
Die Revolution von 1974 bleibt ein komplexes historisches Ereignis, dessen Folgen bis heute spürbar sind.